Schamanismus
Was ist Schamanismus, und was macht ein Schamane?
Über die genaue Definition des Schamanismus herrscht selbst in „Expertenkreisen“ Uneinigkeit, handelt es sich doch um ein Kunstwort, das sich westliche Wissenschaftler überlegten, um diesem weltweiten Phänomen einen Oberbegriff zu verleihen. Selbst die Wortherkunft der Bezeichnung eines Menschen als „Schamane“ wird kontrovers diskutiert.
In meinem Wortschatz findet der Begriff Verwendung, weil ich damit meine Arbeit am präzisesten beschreiben kann, und weil ich von meinen schamanischen Instanzen als Schamanin bezeichnet werde, bzw. explizit als solche initiiert wurde.
So sehe ich es als eine der mir gegebenen Aufgaben an, in unseren Breitengraden mitzuhelfen, diesen Kunstbegriff mit Wirkkraft und -mächtigkeit zu füllen, sprich, hierzulande einen authentischen und zeitgemäßen Schamanismus wiederzubeleben und zu etablieren (jenseits irgendwelcher Indianerspiele oder Jahreskreisfeste in pseudokeltischen Verkleidungen).
Ich bin keine Anthropologin und habe – ganz bewusst – sehr wenig „schamanische“ Literatur konsumiert. Deswegen kann und will ich die Frage: „Was ist denn ein Schamane, und was machst du da eigentlich genau?“ nur aus meiner persönlichen Sichtweise beantworten, die aus gelebter Erfahrung entstanden ist.
Die Grundzüge schamanischer Aktivität sind weltweit festzustellen, obgleich es (bisweilen beträchtliche) kulturelle Unterschiede gibt.
Schamanismus ist keine Religion.
Dies aus dem Grund, weil er die typischen Merkmale einer Religion nicht aufweist (= hierarchische Strukturen, Dogmen, Anhängerschaft / Glaubensgemeinde).
Traditionellerweise ist der Schamanismus zwar an bestimmte Glaubenvorstellungen des jeweiligen Kulturkreises geknüpft, doch diese prägen lediglich die Ausgestaltung und bedingen nicht den Kern des schamanischen Wirkens.
Schamanen können glauben, was sie wollen und müssen keine festgelegte Lebensweise vertreten – und das gilt auch für Diejenigen, die einen Schamanen aufsuchen.
Sehr allgemein könnte man sagen: Schamanische Methoden sind spirituell-aktive Techniken zum Lösen irdischer Probleme, und Derjenige, der sie – nachdem er für diese Arbeit ausgewählt, erfolgreich ausgebildet und initiiert wurde – zum Wohle der Allgemeinheit anwendet, ist ein Schamane.
Um die prinzipielle Vorgehensweise eines Schamanen (bitte im gesamten Text die weibliche Entsprechung dazudenken) und die Wirkungsmechanismen der schamanischen Techniken zu verstehen, muss man von folgendem Modell ausgehen:
Parallel zu der als Lebewesen bewusst erfahrbaren materiellen Ebene der Wirklichkeit gibt es weitere, „feinstofflichere“, die nicht unmittelbar wahrnehmbar aber dennoch wirksam sind.
Diese verschiedenen Ebenen befinden sich in ständiger Interaktion miteinander, da sie aus ein und derselben Substanz bestehen, die sich lediglich in unterschiedlicher Qualität / Frequenz / „Dichte“ manifestiert.
Diese Substanz, die im Ursprung nicht materiell aber dennoch dynamisch ist, nenne ich Energie, und zusammengenommen ergibt sich ein alles mit allem verbindendes, Jegliches durchwirkendes Feld, das unabhängig von Zeit und Raum existiert.
Der Schamane versteht die verschiedenen Realitätsebenen als Welten, bzw. gleichberechtigt nebeneinander stehende Wirklichkeiten (= wirk-lich, es wirkt) und handelt als Vermittler zwischen ihnen.
Er verändert seinen Bewusstseinszustand und bereist die nicht unmittelbar wahrnehmbaren Welten, die sogenannte Nichtalltägliche Wirklichkeit, um sie im Hinblick auf ein erwünschtes Resultat mit der materiellen Ebene, der Alltäglichen Wirklichkeit, in Einklang zu bringen.
Dabei wirkt er letztendlich mittels der ihm zur Verfügung stehenden Techniken auf das Energiefeld ein, dessen Schwingungsmuster er an der „Problemstelle“ wieder in Ordnung bringt, bzw. verändert / zielorientiert optimiert.
Nun ist Energie allerdings ein weitgehend un(be-)greifbares Phänomen, weswegen sich der Schamane in Bilderwelten bewegt, die der jeweiligen Struktur der aufgesuchten Wirklichkeitsebene entsprechen.
Somit weiß er, was er da anfasst und mit welchem voraussichtlichen Ergebnis er etwas tut.
All das muss der Schamane jedoch nicht allein bewältigen. Er wird begleitet, beraten und unterstützt von Entitäten / Wesenheiten / Instanzen, die in der Nichtalltäglichen Wirklichkeit verortet sind. Diese Instanzen (die landläufig gerne „Geister“ oder neudeutsch „Spirits“ genannt werden) erwählen den Schamanen und führen ihn in dessen größtmögliche Wirkmächtigkeit, indem sie sein individuelles Potenzial erkennen, fördern und ausbilden.
Daher gibt es weltweit keine zwei Schamanen, die identisch arbeiten – auch nicht unter jenen, die aus ein und demselben Kulturkreis stammen.
Wie individuell verschieden Schamanen vorgehen, zeigt die Aussage eines Schamanen aus Nepal sehr schön. Dieser wurde in einer Fernsehsendung gefragt: „Was macht man denn als Schamane nun ganz genau?“
Er antwortete: „Also ich arbeite sehr stark mit der Kraft von Liedern. Aber mein Kollege im nächsten Dorf, ein paar Kilometer weiter, macht das alles ganz anders.“